„Dieser Bär ist niedlich.“

Nach dem exzellenten ersten PC-Teil samt Add-on enttäuscht dieses Konsolen-Spin-off beinahe auf ganzer Linie.

Zugegeben, grafisch ist dieses Spiel eine Wucht für die damalige Konsolengeneration und dazu relativ vielseitig, besonders weil auch nicht einfach alles vom Vorgänger übernommen wurde. Man spielt alle paar Missionen einen anderen Protagonisten, analog zu den oben genannten Ablegern mal im Panzer, an der Flak, normal zu Fuß oder mit dem MG ballernd auf einem Jeep.

Warum also die niedrige Wertung? Das liegt an der Mischung aus brutal schwerem Gameplay, schlichtweg unfairem sowie teils verwirrendem Leveldesign und einer grausigen Controller-Steuerung. Dazu kommt die strunzdumme KI der Kameraden – wenn man gerade in Deckung verharrt, wird man sehr oft von den eigenen Leuten zur Seite weggedrängt, mitten in die Schussbahn hinein. Generell stehen sie meist im Weg herum, sodass man nicht abdrücken kann, um Friendly Fire zu vermeiden. Die Feinde schießen dabei einfach durch Personen oder gerne mal Häuserecken hindurch.

Schlimm wären diese Probleme ja nicht wirklich, wenn das Spiel denn genug Heilungsmöglichkeiten bieten würde. Leider ist man schon bei wenigen Schüssen tot und kann höchstens 4 Gesundheitspacks mitnehmen, von denen in manchen Leveln einfach mal lange Zeit gar keine zu finden sind, während man in anderen Missionen damit zugespammt wird. Apropos Spam, selbstverständlich rücken immer wieder neue gegnerische Trupps an, die anscheinend aus dem Nichts von Richtungen kommen, die man schon komplett ausgeräumt hat.

Etwa zweimal im Spiel bekommt man ein Scharfschützengewehr in die Hand, bei dem mir das Zielen trotz der viel zu ungenauen Stick-Steuerung sehr viel Spaß macht. Das war’s dann aber schon, denn alle restlichen Gegenden sind auf so perfide und sadistische Weise gestaltet, dass man auf ewig lange Entfernung MG-Schützen und haufenweise andere Gegner ohne eine solche Waffe ausschalten muss. Es ist die pure Hölle, beim Controller-Zielen Millimeterarbeit zu verrichten, während man von allen Seiten beschossen wird und Angst haben muss, von hinten ebenfalls überrascht zu werden. Diese Karten sind allesamt so gestaltet, dass man frustriert wird, denn Gegner hört man über den Kampflärm nicht auf sich zukommen und ansonsten sind sie irgendwo weit weg in Deckung und ballern kontinuierlich drauflos.

Habe ich schon erwähnt, dass man nicht speichern kann und stattdessen auf automatische Speicherpunkte angewiesen ist, von denen es nur etwa 2 oder keine pro Mission gibt? Ja, bei jedem Tod muss man fast das ganze 30- bis 60-minütige Level erneut spielen. Die Zielhilfe, die standardmäßig in den Einstellungen aktiv ist, macht übrigens absolut nichts. Ohne Savestates im Emulator wäre ich locker 10 Stunden länger an diesem Scheißspiel gesessen, aber wenigstens die Panzerlevel waren fair und spaßig.

Die GameCube-Version ist einer der anspruchsvollen Titel der Konsole, soweit ich das recherchiert habe. Das merkt man leider an Framedrops in einigen Bereichen, dazu sieht man auch kaum etwas um den Spieler herum, denn das Fiel of View ist für meinen Geschmack viel zu nah eingestellt. Dank Emulatoroptimierungen wurde aus dem Ruckelfest dann doch eine Erfahrung zwischen 30 und 50 FPS, was ich als generell spielbar bezeichnen würde.

Wer auf viel zu lange Level, Frustration, unsichtbare Wände, brutal unfaire Schwierigkeit und unterdurchschnittliche Steuerung steht, darf sich das Spiel gerne besorgen. Alle normalen Menschen sollten einen großen Bogen darum machen.

Das ist übrigens mein zweiter COD-Teil.

Gespielte Fassung: GameCube-Version mit deutscher Synchro

Reviewed on Jan 28, 2024


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