Just Cause 3 präsentiert sich als dynamischer Third-Person-Shooter, der hauptsächlich durch sein Hauptaugenmerk auf massive Zerstörungen mittels eines umfangreichen Arsenals an Waffen und Fahrzeugen Begeisterung weckt. Obwohl das Konzept das Potenzial für eine 10/10 Bewertung birgt, kann ich dem Ganzen höchstens 6/10 einräumen, da es in zu vielen Bereichen Schwächen zeigt.

Schon zu Beginn sticht die eingeschränkte Fußsteuerung ins Auge. Im Gegensatz zum Vorgänger fehlen Möglichkeiten wie Sprinten oder Rollen. Präzisere Zielfunktionen und andere grundlegende Bewegungsoptionen, etwa das Deaktivieren des Grappling Hooks während der Nutzung, werden erst durch das Absolvieren optionaler Nebenmissionen freigeschaltet. Hinzu kommt die frustrierende Steuerung einiger Fahrzeuge, insbesondere der Motorräder, die das Spielerlebnis trübt. Glücklicherweise ist man nicht vollständig auf diese angewiesen. Der Wingsuit avanciert zum primären Fortbewegungsmittel, nicht zuletzt, um die unerklärlich in die Länge gezogenen Routen der Hauptmissionen zu bewältigen.

Das explosive und aktionsreiche Gameplay - Markenkern der Just Cause-Reihe - wird leider immer wieder unnötig unterbrochen. Die Beweggründe, warum die meisten explosiven Waffen lediglich rund 6 Schüsse tragen können, sind unklar. Ebenso erscheint es rätselhaft, warum ein Spiel, das auf übertriebene Action setzt, überhaupt eine Munitionsverbrauchssimulation beinhaltet.

Die Story, die Spiele wie Just Cause typischerweise bieten, wird häufig übersehen – oft zu Recht, da sie meist oberflächlich bleiben. Auch im dritten Teil trifft das zu. Nemesis der freien Welt, Sebastiano DiRavello, Diktator des fiktiven Inselstaates Medici, entspricht alle billigen Stereotypen eines Tyrannen. Er wirkt wie eine undefinierbare Mischung all dessen, was Totalitarismustheoretiker in den letzten Jahrzehnten als diktatorische Merkmale identifiziert haben wollen, und bleibt dabei entsprechend farblos und eindimensional. Wofür man da eigentlich kämpft, um wessen Freiheit es da eigentlich geht und wer Nutzen aus herrschenden Verhältnissen bzw. der Überwindung dieser ziehen würde, bleibt auf einfachstem Niveau präsentiert. Das ist straight up dieselbe Tiefe, die Kindermärchen bieten.

Ich positioniere mich gegen die Idee, dass ein Spiel, wenn es nur genug Wumms hat, solche Komplexitäten nicht ergründen und entsprechend darstellen muss. Ein Videospiel, dass bestimmte politische Verhältnisse und deren Entsorgungsprozess zum Storyinhalt macht, kann diesen trotz Wumms entsprechend ausschmücken. Das fehlt Just Cause 3 in Gänze und nimmt der Spielwelt – sofern man sie auch über die Storymissionen rezipiert – eine Menge Authentizität.

Diese mangelnde Authentizität ist auch abseits der mäßig übersetzten deutschen Synchronisation der Zwischensequenzen spürbar. Zwar beeindruckt Medici mit seinem Umfang, und die Erkundung bleibt zumindest in der ersten Spielhälfte spannend. Erfahrene Spieler werden jedoch in der zweiten Hälfte bemerken, dass die Spielwelt nicht annähernd die Diversität von Panau aus dem Vorgängerspiel bietet. Während die kleinen Städte und Dörfer optisch ansprechend und authentisch wirken, können die Großstädte und insbesondere die Hauptstadt nicht mithalten. Die Citate DiRavello ähnelt eher einer Kreuzung im Frankfurter Bankenviertel als einer lebendigen Metropole. Hier wurde deutlich Potential verschenkt, denn an Platz auf der Karte mangelte es ja offenbar nicht.

Trotz dieser Defizite bleibt Just Cause 3 eine unterhaltsame Erfahrung für Fans von Third-Person-Action-Shootern und ist während einem Sale sicherlich einen Kauf wert.

Reviewed on Oct 24, 2023


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